#161 – Teufelskreis(e)

Lagge habe ich darüber nachgedacht ob und was ich zum Blogideekasten beitragen möchte nun habe ich mich entschieden:

Der Unterschied zwischen Routine und denn Teufelskreisen ist das sich eine gewisse Reihenfolge wiederholt, aber bei einem sog. Teufelskreis gibt es eine Komponente, die nicht mit den restlichen zusammen passt. Ein Alkoholiker kann durch seine Sucht seine Arbeit und und seine Wohnung verlieren, wenn er in angetrunken oder sogar betrunkenen Zustand einen neuen Job oder Wohnung sucht wird er wenig Erfolg haben. Aus einer Sucht heraus zu kommen ist meist ein langer und harter Weg.

Meine persönlichen Teufelskreise sind meine Schlafstörung, meine Antriebslosigkeit und meine Angststörung. Sowohl die Schlafstörung als auch die Antriebslosigkeit hängen mit meinem angeborenen Syndrom zusammen. Bereits mit wenigen Wochen habe ich meine Eltern auf Trab gehalten, weil ich einfach nicht schlafen wollte. In der Verzweiflung meiner Mutter hat sie mich mit Schlafsack an das Babybett gebunden hat, doch auch dort kam ich heraus. Dann gab es eine Zeit in dem das Schlafen ein Überlebensmechanismus war, das bedeutete das ich nach der Schule, am Tag geschlafen habe und in der Nacht, wenn meine Umwelt schlief aktiv wurde, diese Methode ist bis heute geblieben.

Neben dem Wetterwechsel ist auch Stress eine Komponente die sich auf mein Schlafverhalten ausübt, dann kann es passieren das ich tagelang kaum schlafe und dann 10-15 Stunden und manchmal sogar mehr am Stück schlafe. Inzwischen habe ich mich entschieden meinem Körper zu überlassen wann, ob und wie lange er schlafen möchte und lege meine Termine herum, was dann manchmal zu schlaflosen Nächten führt, dies ist für mich, aber besser als meinen Körper zu zwingen zu einer bestimmten Uhrzeit schlafen zu müssen.

Auch die Antriebslosigkeit hat Auswirkungen auf meinen Alltag, in sehr extremen Phasen fühlt sich der Gang vom Sofa bis zur Toilette an wie ein Marathon, der Körper ist schwer wie Blei und man möchte am liebsten nur auf dem Sofa liegen. Mit etwas Antrieb schaffe ich kleine Dinge wie Wäsche waschen oder kochen, und wenn genügend Motivation vorhanden ist kommt dann der Großputz oder kümmere mich um Papiere. Etwas problematisch ist nur das ich meine körperlichen Kräfte überschätze den ich möchte in diesen vorhandenen Motivationsschub so viel wie möglich packen.

Es kommt oft vor das ich vom Einkaufen komme und dann erst mal ein, zwei Stunden schlafe. Ich versuche die anfallende Hausarbeit so aufzuteilen das ich jeden oder jeden zweiten Tag etwas erledigen kann, und wenn es dann diese Tage gibt an denen nichts geht ist das eben so.

Die Angststörung ist so ziemlich der größte und schwierigste Teufelskreis in meinem Leben. Bemerkbar gemacht haben sie sich das erste Mal nach dem Schulwechsel von der Körperbehindertenschule in Werl auf das Berufskolleg in Soest, wir hatten Einführungstage und ich merkte das mir im ersten Stock unwohl war, dieser Vorfall war im Sommer 2006, inzwischen fast zehn Jahre später ist diese Angststörung soweit vorgeschritten das ich mich nur noch im Erdgeschoss aufhalten kann und dadurch sehr viel an mir vorbei geht.

Ich könnte mit meinem Behindertenausweis und dem Blindengeld reisen ,doch dies ist nicht möglich, weil ich die Gleise aufgrund meiner Höhen- und Platzangst nicht betreten kann. Jeder neue Arzt wird für mich die Nadel im Heuhaufen suchen, weil die meisten Praxen sich eben nicht ebenerdig befinden, jeder neue Sachbearbeiter muss ich erzählen das ich dieses Problem habe und muss auf Verständnis hoffen, bei jeder Veranstaltung muss ich gucken ob der Veranstaltungsort für mich erreichbar ist. An für sich hab ich mich damit arrangiert und komme soweit zurecht, doch es gibt ab und an immer mal wieder Momente die mir das vor Augen führen.

Ich habe meiner Schwester für ihre Wohnung einen Single-Backofen geschenkt und erhielt gestern einen Brief von ihr mit dem Inhalt „Da wir meinen Backofen nicht einweihen werden, dachte ich mir schick ich dir diese süßen Socken“. Denn sie wohnt nicht nur in Bremen sondern auch im 2. Stock, natürlich könnten wir am Wochenende bei mir kochen/backen, aber dies ist eben nicht das Selbe. Ich fühle mich mit dieser Einschränkung schon sehr schräg, ich verlange von niemanden sich dahinein zu fühlen sondern nur Verständnis und das er es hin nimmt.

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