#22. Leben um zu arbeiten, arbeiten um zu leben

Dieses Mal zog der Zufallsgenerator ein recht interessantes Thema für den Blogideekasten. Wer auch immer es vorgelegt hat, der natürliche Weg eines jeden Menschen ist die Geburt, die Kindergarten- und Grundschulzeit, der Wechsel auf die weiterführende Schule, das bestehen des Hauptschul-, Realschulabschlusses oder sogar dem Abitur, dem selbstständig werden und den damit verbundenen Auszug aus dem Elternhaus, eine Ausbildung/ein Studium zu bestreiten.

Neben der Selbstständigkeit und der Karriere darf auch eine Beziehung mit Nachwuchs und Heirat nicht fehlen, doch was wenn man von der Norm abweicht? Was ist mit all denen Menschen die durch dieses Raster fallen? Bereits in jungen Jahren wusste ich schon dass ich im kaufmännischen Bereich arbeiten möchte und habe meine schulische Laufbahn darauf ausgelegt. Habe früh angefangen mich für den Computer, das 10-Finger-Tast-System und natürlich die gängigen Office Anwendungen zu interessieren.

Nach dem ich 2006 meinen Sonderschulabschluss erworben habe, habe ich zwei Jahre Berufsorientierung im Bereich Wirtschaft und Verwaltung dran gehängt und meinen Hauptschulabschluss erworben. Danach wollte ich raus aus Sonder- und Förderschulen und besuchte ein halbes Jahr die Abendschule. Danach folgten acht Monate Arbeitslosigkeit und der Kampf gegen die Behörden. Ich wollte eine Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt durch laufen und erkundigte mich beim Arbeitsamt nach Ansprechpartnern und Möglichkeiten, doch anstatt mich zu unterstützten warf man mir nur Steine in den Weg.

Angefangen von der Tatsache das ich einen Fragebogen ausfüllen und den roten Pfeilen auf dem Fußboden folgen sollte, obwohl ich als blind gekennzeichnet die Agentur für Arbeit betrat, gefolgt von Klischees a la „Lernbehindertenschüler schaffen keine Ausbildung“, über Eignungstest und Arbeitserprobung bis ich im September 2009 meine Ausbildung im Berufsbildungswerk für blinde und sehbehinderte begann. Nicht nur das ich in dieser Einrichtung „gelandet“ war, hinzu kam noch die Tatsache das die Test ergeben hatten das ich für die Ausbildung zur Bürokauffrau nicht geeignet war und man mir deswegen eine Ausbildung zur Bürokraft anbot.

Die erste Zeit war sehr sehr hart, doch irgendwann war ich froh mit meinen Voraussetzungen überhaupt eine Ausbildung bekommen zu haben.

Das ich aus unerklärlichen Gründen eine Angststörung entwickelte die sich so weit fortschritt das ich im März 2012 die Ausbildung abbrechen musste ist vielleicht ein Stück weit Schicksal. In den vergangenen drei Jahren bin ich von a nach b und noch weiter gelaufen.

Der Integrationsfachdienst war der Meinung der kaufmännische Bereich sei der falsche, das Berufsförderungswerk nimmt keine blinden und Kolping bietet seine Ausbildungen (angeblich) nur für geistig behinderte Menschen an. Ein Berufskolleg mit dem Leitbild der katholischen Kirche hätte mich gerne aufgenommen, doch es gab rechtliche Probleme aufgrund meiner Sehbehinderung. Es geht mir nicht einmal um das Geld sondern nur um die Beschäftigung. Viele Arbeitslose greifen auf Ehrenämter zurück. Seit 2012 pflege ich den Online-Terminkalender meiner Kirchengemeinde, diese Tätigkeit findet, aber nur alle drei Monate statt.

Die meisten Ehrenämter finden in Altenheimen statt was mit meiner Seheinschränkung eher schwierig ist. Was bleibt also? Weiter Harzen, weiter Stellen suchen und Bewerbungen schreiben.

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