Blogideekasten – Q87.8 – Ein genetisches Unikat http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de Leben mit dem Bardet-Biedl-Syndrom Sat, 12 Nov 2016 23:06:46 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.2.5 85802092 #97 – Schlussstriche http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/11/13/97-schlussstriche/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/11/13/97-schlussstriche/#respond Sat, 12 Nov 2016 23:06:46 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1470 [...]]]> Lange habe ich für den Blogideekasten keinen Beitrag mehr geschrieben, nun wird es wieder Zeit, dies zu ändern. Ein Schlussstrich steht in der Regel für ein Abschnittsende, und eine damit verbundende Veränderung.

Von der integrativen Grundschule zur Gesamtschule
Nach vier Jahren integrative Beschulung erhielt ich 2000, die Empfehlung für die Haupt- oder Gesamtschule, meine Mutter entschied sich für die Gesamtschule, unter Anderem, weil hier auch viele meiner Freunde hingingen. Die ersten Wochen lief es gut, doch dann begann das Mobbing. Ich kam also von der beschaulichen integrativen Dorf-Grundschule in das Haifischbecken der Gesamtschule in der Stadt. Da sowohl meinen Freunden als auch mir Schläge angedroht worden sind und die Lehrer / die Schulleitung nicht handelte, machte meine Mutter sich auf die Suche nach einer anderen Schule, doch es wollte sich keiner einem Kind mit Einschränkungen annehmen. Als ich 2001 nach Werl kam, öffnete sich eine neue Welt.

Nach dem Mobbing, aufblühen und wachsen in einer behüteten Umgebung
Fünf Jahre durfte ich in einer Umgebung verbringen, die mein zweites zu Hause wurde, auch wenn ich vom Unterrichtsstoff her nicht viel lernte, gab es so viel wichtigere Dinge. Wir haben Projekte gemacht und lebenspraktische Fähigkeiten gelernt. Ich hatte einen großen Freundeskreis und konnte viele Interessen wie die Schülerzeitung und den Rollstuhlsport kennen lernen und ausleben. Nach diesen fünf Jahren in vertrauter Umgebung mit Menschen, die sich mehr als nur für Leistung interessieren, kam der nächste Lebensabschnitt.

Berufskolleg für blinde und sehbehinderte
Da ich beruflich etwas erreichen wollte, wechselte ich auf das Berufskolleg in Soest. Es war eine neue Stadt, neue Leute, eine neue Schulform und alles änderte sich. Ich hatte das Glück, das ich Kontakte knüpfen konnte. Ich habe nicht nur meinen Hauptschulabschluss erworben sondern auch Techniken und Hilfsmittel für ein Leben mit einer Sehbehinderung.

Verlust der Sehfähigkeit
Der vermutlich größte Einschnitt in meinem Leben, war diese eine Tag im Oktober 2010. Gemeinsam mit den Kaufleuten, schrieben wir eine Übungs-Zwischenprüfung, bis meine Ausbilderin und Ausbildungsleiter ins Büro baten, und mir mitteilten das bei der Hilfsmittelberatung, festgestellt wurde, das mein Sehvermögen sich um zehn Prozent verschlechtert hat und ich somit fast blind bin. Es brach für mich eine Welt zusammen. Oft wurde ich nachts wach und hatte Panik dass es nun so weit ist, oft hatte ich den Gedanken „Du musst dir dies und jenes ansehen und gut merken, denn es könnte bald vorbei sein“. Mit der Hilfe des geschulten Personales in Soest hab ich es geschafft, mich an die Situation anzupassen.

Auf eigenen Beinen stehen – die erste eigene Wohnung
Der letzte große Abschnitt war mein Auszug im Mai 2011. Nach dem ich drei Monate lebenspraktische Fertigkeiten erlernte und ich die Nachzahlung des Blindengeld erhielt, zog ich im Alter von 22 von zu Hause aus. In den vergangen fünf Jahren bin ich zwar vier Mal umgezogen, aber inzwischen bin ich angekommen.

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#33. Talente http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/06/18/33-talente/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/06/18/33-talente/#respond Sat, 18 Jun 2016 18:43:08 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1374 [...]]]> Lange hab ich für den Blogideekasten nichts mehr geschrieben, ich hab mich in letzter Zeit generell mit dem Schreiben schwer getan. Und von echten Talenten zu sprechen auf die man stolz sein kann, find ich auch etwas übertrieben, dennoch möchte ich zu dieser Runde etwas beitragen.

Bereits in jungen Jahren hab ich mich schon für den kaufmännischen Bereich interessiert und so kam es, das ich mir bereits in der 6/7. Klasse das 10-Finger-Tast-schreiben beibrachte. Ab der 8. Klasse gab es einen Projekttag, an diesem Tag waren wir in verschiedene Bereiche eingeteilt und lernten dort verschiedene Abläufe kennen. Auch hier war ich einige der wenigen die bereits Vorkenntnisse in Word und Excel hatten. Eine weitere Stärke von mir ist das Zusammenfassen und Recherchieren. Ich lese einen Text/Abschnitt und fasse diesen dann mit den wichtigsten Informationen zusammen.

Damals in Werl gab es viele von den „fitteren“ die bei Google ganze Fragen eingaben und sich wunderten warum sie kein Ergebnis bekamen, während es mir gelang mit wenigen Stichwörtern an die gewünschten Informationen zu kommen.  Während meines Berufsorientierungsjahrs in Soest hatten wir neben dem Unterricht noch einen kleinen Laden, der sich Punkt & Co nannte. Dieses Projekt sollte Abteilungen und Arbeitsabläufe einer echten Firma vermitteln. Ohne angeben zu wollen war ich eine der wenigen, die sich zum Einen in die Arbeit gekniet und vorbereitet hatte und zum Anderen immer den Überblick darüber hatte was vorrätig war, was bestellt werden musste und welche Aufgaben noch erledigt werden müssen.

Mein Zeitmanagment und Orientierungssinn hat sich inzwischen so weit ausgeprägt das ich abschätzen kann wie lange ich für Dinge und Wege brauche. Bei weiteren Strecken oder wenn ich am Wochenende abends unterwegs sein sollte, schaue ich vorher ob, wann und wo Busse fahren und ob ich im Dunkeln selbstständig von dem Ort wieder nach Hause komme. Ich glaube meine wahren Talente sind: Sparsamkeit, vernünftiges Handeln, Einfühlungsvermögen und zwischen den Zeilen lesen.

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#95. Heimat (Verbundenheit) http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/04/30/95-heimat-verbundenheit/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/04/30/95-heimat-verbundenheit/#respond Sat, 30 Apr 2016 00:51:23 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1335 [...]]]> Für die meisten ist  die Heimat der Ort an dem sie geboren wurden oder an dem Ort an dem sie eine lange Zeit verbracht haben. Es ist, aber auch möglich dass man sich durch eine Reise in ein Land verliebt und sich damit verbunden fühlt.

Meine Heimat befindet sich am östlichen Rand des Ruhrgebietes, hat 180.000 Einwohner und zwei Wahrzeichen. Das erste ist die Pauluskirche, dies ist die älteste Kirche der Stadt und befindet sich auf dem Markplatz. Ein weiteres sehr markantes Wahrzeichen der Stadt ist der Elefant. Vor 31 Jahren hat der Künstler Horst Rellecke auf dem Gelände der Zeche Maximilian den Glaselefanten erfunden.

Der Glaselefant wird abends beleuchtet, hoch oben befinden sich Künstlerausstellungen und man kann dort sogar heiraten. Mittlerweile stehen in der gesamten Stadt künstlerisch gestaltete Elefanten.

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#129. Wege http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/04/24/129-wege/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/04/24/129-wege/#respond Sun, 24 Apr 2016 20:12:23 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1333 [...]]]> Die ersten Schritte auf unseren Wegen machen wir mit 12-14 Monaten, gefolgt von der ersten Trennung der Eltern in der Krippe/dem Kindergarten bis der Eintritt in die Schule folgt. Nach der Grundschule folgt die weiterführende Schule die mit dem Abschluss des Haupt-, Realschulabschluss oder dem Abitur endet. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss folgt das Studium, eine Ausbildung oder eine Auszeit in Form eines FSJ, Workandtravel oder, aber einem Aupairjahr.

Die meisten Kinder verlassen aufgrund der Entfernung mit 18-20 das Elternhaus und gehe dann ihre eigenen Wege, doch was geschieht wenn man von diesem Weg abweicht? Diesen Zustand nannte die liebe Jaderegen, den gesellschaftlichen Hauptweg. Jeder von uns macht einen Schritt von diesem Weg auf seinen eigenen, manche kehren auf den Hauptweg zurück, doch was ist mit Menschen die diesem Weg nicht folgen können?

Ich habe als integratives Kind zusammen mit einem Kind das Downsyndrom hatte die Dorfgrundschule besucht. Nach diesen vier Jahren gab es die Empfehlung zur Haupt- oder Gesamtschule. Aufgrund des schlechten Rufes der Hauptschule fiel die Wahl auf die Gesamtschule. Die ersten Wochen lief es dort auch gut bis das massive Mobbing begann und meinen Freunden Gewalt angedroht wurde. Nach einer langen Suche und vielen Steinen durch das Lehrpersonal und dem Schulamt wechselte ich 2001 dann die Schule.

Meiner Mutter und mir war bewusst das der Besuch einer Körperbehindertenschule mich unterfordern wird, doch es war die beste Zeit meines Lebens. Diese sogenannte Käseglocke war so unfassbar viel Wert. Neben dem Lehrplan für Lernbehinderte gab es auch viele lebenspraktische Projekte. Angefangen von einem selbst geschrieben, komponierten Rap-Song inklusive eigenem Video, über das Kochen für 20 Personen und schulinterne Veranstaltungen bis hin zur Planung der Abschlussfahrt auf einen Zeltplatz inklusive Selbstversorgung.

Da ich von klein auf einen kaufmännischen Beruf erlangen wollte, hing ich zwei Jahre Berufsorientierung und ein Berufsgrundschuljahr hinten dran und erwarb meinen Hauptschulabschluss nach Klasse 10. Danach wollte ich eine Ausbildung beginnen doch leider lag mir die Agentur für Arbeit aufgrund meiner schulischen Vorbildung große Steine in den Weg, doch nach zwei Jahren kämpfen hatte ich auch diese überwunden. Die Ausbildung zur Bürokraft war nicht mein Traum, aber es war eine Chance, diese hab ich bis zum letzten Tag genutzt.

Nach dem ich die Körperbehindertenschule verlassen hatte entwickelte ich über die Jahre eine Angststörung weswegen ich die Ausbildung abbrechen musste. Und was kam dann? Der Fall durch sämtliche  Facetten des sogenannte Sozial- und Hilfesystem. Angefangen dabei das der Arbeitsvermittler bei jedem Termin bei mir Panikattacken auslöste und daran seinen Spaß hatte, über die Tatsache dass das Arbeitsamt nicht tätig wurde, weil sie der Meinung waren ich müsste erstmal Therapie machen, bis hin zu dem Feststellungsverfahren über meine Erwerbstätigkeit mit dem Ergebnis das ich zwar arbeiten kann, aber das JobCenter mich ausbremst und mir zur Auflage macht erst einmal gesundheitlich stabiler zu werden.

Trotz aller dieser Hindernisse wollte auch ich auf eigenen Beinen stehen deswegen hab ich von 2010/2011 am LPF Training im Rahmen meiner Ausbildung teilgenommen. Aufgrund der Bewilligung und der Nachzahlung vom Blindengeld konnte ich damals wichtige Gegenstände für die erste eigene Wohnung besorgen und bin am 29.04.2011 in meine eigenen Wohnung gezogen. So gesehen habe ich eigentlich alle Schritte erreicht die man sich wünschen kann doch es kehrt nicht dieses Gefühl von „Ich bin angekommen und steh auf eigenen Füßen“ ein.

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#46. Wissen ist Macht – nichts wissen macht nichts. Wie viel wollt ihr wissen? http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/03/27/46-wissen-ist-macht-nichts-wissen-macht-nichts-wie-viel-wollt-ihr-wissen/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/03/27/46-wissen-ist-macht-nichts-wissen-macht-nichts-wie-viel-wollt-ihr-wissen/#respond Sat, 26 Mar 2016 23:45:47 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1303 [...]]]> Man sagt immer „Wissen ist Macht“ und Bildung ist wichtig, doch man sollte dabei auch nicht vergessen dass sowohl (zu viel) Geld als auch die Karriereleiter den Charakter beeinflussen können. Ich werde nie vergessen als meine damalige beste Freundin und ich nach der Grundschule verschiedene Wege gingen und sie stundenlang mit Hausaufgaben und lernen verbrachte, teilweise sogar in meiner Anwesenheit. Es ist gut das Eltern darauf achten das ihr Kind die Schule ernst nehmen und dafür auch etwas tun um später einen guten Abschluss zu erhalten, doch ich finde das Kinder auch ein Recht darauf haben Kind sein zu dürfen.

Neben Lernen und Hausaufgaben sollte es auch noch etwas geben wie „Puppen, im Matsch wälzen oder ähnliches“ geben. Es ist schon klar dass eine gute Bildung Zeit in Anspruch nimmt, diese sollte man sich auch nehmen nur sollte man es nicht zu verbissen sehen. Man kann auch ein gutes Leben führen mit einem Haupt- oder Realschulabschluss und einer guten Ausbildung. Auch finde ich sollte man seinem Kind nicht einen Beruf vordiktieren sondern sich selbst ausprobieren lassen.

Schon in frühen Jahren habe ich „Post“ gespielt und für mich war klar das ich im kaufmännischen Bereich arbeiten möchte. Nach der Grundschule fiel die Wahl auf die Gesamtschule, das es hier aufgrund massivsten Mobbing nicht klappte lag nicht in meiner Hand. Das keine andere Schule mich nicht nehmen wollte ist ebenfalls bedauerlich, aber nicht änderbar. Meine Mutter und ich entschieden uns dann für die Körperbehindertenschule in Werl.

Wir wussten beide vorab das ich hier unterfordert sein werde, aber und das sage ich bis heute: Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Dort stand nicht der Lehrplan sondern lebenspraktische Fertigkeiten die einem in einem selbstständigen Leben weiter helfen. So gab es z. B. schulinterne Events bei denen wir für eine große Gruppe gekocht haben oder es gab ein Projekt bei dem wir für eine bestimmte Anzahl an Personen nur 10 Euro zur Verfügung hatten.

Als ich die achte Klasse besuchte wurde meine Augenerkrankung festgestellt. Meine Lehrer haben sich große Mühe gegeben, doch aufgrund der Tatsache dass ich die erste mit dieser Einschränkung war hatten sie große Mühe. Sehr beindruckt waren alle von der Situation als unser Lehrer damals Unterrichtsbesuch hatte und jeder von uns eine Lernmethode vorstellen musste. Diese hingen in einiger Entfernung an der Wand und jeder wusste dass ich diese nicht lesen konnte, doch ich hab es fehlerfrei vorgetragen, da Ich schon früh die Gabe hatte mir Dinge besonders gut merken zu können.

Ein großes Highlight war für uns alle die Abschlussfahrt nach Föhr. Wir waren nicht nur die erste Klasse die auf einen Zeltplatz übernachtete und sich selbstversorgte sondern auch statt fünf, sieben Tage dort waren. Sowohl die Zeltschnüre als auch die Nachtwanderung am Strand waren eine große Herausforderung für mich. In der neunten Klasse hätte ich die Möglichkeit gehabt auf das Berufskolleg für Blinde und Sehbehinderte nach Soest zu wechseln, aber ich entschied mich dagegen.

Der Grund dafür war die Tatsache das unsere Klasse der erste Jahrgang war der die Schule verließ. Nach der Erfüllung meiner Schulpflicht mit einem guten Lernbehindertenabschluss durchlief ich in Soest das Berufsorientierungs- und Berufsgrundschuljahr im Bereich Wirtschaft und Verwaltung und erwarb damit meinen Hauptschulabschluss nach Klasse 9 und 10.

Nach dem Berufsgrundschuljahr hätte ich die Handelsschule besuchen können um meinen Realschulabschluss zu erwerben, doch nach sechs Jahren Sonder- und Förderschulen wollte ich dort weg und entschied mich für die Abendschule der VHS. Bedauerlicherweise geriet ich an Lehrer die mir a) nichts zutrauten oder b) keine Rücksicht auf meine Behinderung nahmen. Anfang 2009 hatte ich auch bei der Agentur für Arbeit mit Vorurteilen aufgrund meiner Schullaufbahn zu kämpfen.

Nach einem Eignungstest und einer vierwöchigen Arbeitserprobung ermöglichte man mir dann die Ausbildung zur Bürokraft. Neben diesem schulischen Wissen habe ich in der Zeit in Werl auch erste Interessen und Hobbies entwickelt. Mein Herzblut steckte ich in die Arbeit der Schülerzeitung und finde es nach wie vor schade dass diese inzwischen eingestellt wurde. Aber auch der Sport kam nicht zu kurz. Großen Spaß hatte ich am Wheelsoccer und am Rollstuhlbasketball.

Das große Highlight im Schuljahr waren die Turniere auf der Rehacare in Düsseldorf und in der Körperbehindertenschule Dortmund. Durch die Tatsache das der Computer zu Hause eine große Rolle spielte gewann ich auch irgendwann Interesse daran, bis heute beschäftige ich mich mit HTML / CSS, WordPress und Typo3. Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen: Es gibt Menschen die zum Beispiel aufgrund einer geistigen Behinderung oder einer Lernbehinderung nicht viel wissen, aber dies ist nicht schlimm. Auch bin ich der Meinung, man muss nicht alles wissen.

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#11. Dankbarkeit http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/03/11/11-dankbarkeit/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/03/11/11-dankbarkeit/#respond Fri, 11 Mar 2016 02:36:12 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1285 [...]]]> Lange habe ich darüber nachgedacht was und ob ich zum aktuellen Stichwort des Blogideekasten schreiben soll, doch nach einem Telefonat mit einer Freundin bekam ich die Erkenntnis dass ich mit meinem Umfeld vollkommen zufrieden bin.

Zum einen ist da die Kirchengemeinde mit dem Pfarrer, der Gemeindesekretärin und den Presbytern mit denen ich in Form meines Ehrenamtes zusammen arbeite. Gefolgt von den „Psychos“, die bereits seit vier Jahren ein fester Bestandteil in meinem Leben sind. Anfangs wöchentlich, inzwischen nur noch zweiwöchig treffen wir uns zum Austauschen und Essen, doch ich durfte hier durch sehr liebe Menschen kennen lernen. Neben diesen beiden Säulen gibt es da noch die Twitterwelt. Meinen Account habe ich schon viele Jahre, doch aktiv wurde ich erst in den letzten eineinhalb Jahren und habe inzwischen fast 4.000 Tweets. Dort sind zum Einen die Teilnehmer vom Blogideekasten, aber darüber hinaus habe ich auch zwei, drei weitere Menschen kennen gelernt mit denen ich mich zum Einen über politisch und zum Anderen über alltägliche Dinge eines Menschen mit Behinderung austauschen kann.

R. habe ich über eine damalige gemeinsame Freundin von Sally und mir kennen gelernt. Auch hier hat sich die Freundschaft erst über die Jahre entwickelt, es ist inzwischen ein festes Ritual geworden morgens oder im Laufe des Tages über unsere Lieblingsserien auszutauschen, aber auch normale Alltagsdinge. Jeder sollte mindestens eine Freundin haben mit der er über so herrlich belanglose Dinge, aber auch ernste Dinge reden kann. Meine beiden ältesten Freunde sind P. und V. V. ist ein ehemaliger Arbeitskollege meiner Mutter, es hat sich einfach so ergeben das wir sehr gute Freunde geworden sind. Ich habe unglaublich viel Spaß mit ihm und er schafft es sehr oft mich auf andere Gedanken zu bringen. P. hingegen habe ich im Mai 2014 während der Maßnahme vom JobCenter kennen gelernt. Er hatte damals stets ein Auge auf mich und passte auf das mir nichts passierte, nach Beendigung der Maßnahme blieben wir im Kontakt und haben uns bis jetzt sehr lieb.

Meine Mutter hat uns Kinder alleine groß gezogen und wir hatten nicht viel Geld dennoch hat sie versucht alles möglich zu machen, diese sparsame Lebensweise führte dazu das ich einen anderen Bezug zu Geld erhielt. Ich kaufe mir lieber mehre Dinge für kleineres Geld oder spare für bessere Dinge. Und auch wenn ich das Geld habe achte ich auf Sonderangebote und Eigenmarken einfach, weil ich damit groß geworden bin. Sicherlich gibt es Monate in denen ich mehr Geld ausgebe, oder auch mal Dinge kaufe die man nicht unbedingt zwingend braucht, aber ich habe schon einen Blick darauf.

Mir ist das Miteinander der Menschen wichtig und ich bin davon überzeugt dass wenn man Menschen so behandelt wie man selber behandelt werden möchte besser durch das Leben kommt. Genauso wie ich davon überzeugt bin das Lügen irgendwann an irgendeiner Stelle zum Vorschein kommen.

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31. Unabhängigkeit http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/01/23/31-unabhaengigkeit/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/01/23/31-unabhaengigkeit/#respond Sat, 23 Jan 2016 16:51:56 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1248 [...]]]> Unabhängigkeit drückt aus das man sich frei entfalten kann und dabei nicht auf andere Lebewesen angewiesen ist. Die erste Unabhängigkeit in unserem Leben erreichen wir mit 12-18 Monaten in dem wir das freie Laufen lernen. Am Ende der vierten Klasse entscheiden die Eltern mit den Lehrern zusammen auf welche weiterführende Schule das Kind geht, hierbei gilt freie Schulwahl zwischen Haupt-, Real- oder Gesamtschule, dem Gymnasium, der Walddorfschule oder wenn das Kind eine Einschränkung hat auf eine Förderschule zu geben.

Ab der 8. Oder 9. Klasse durchläuft jeder ein Schülerbetriebspraktikum von unterschiedlicher Länge, hierbei ist das Ziel das man seine Interessen findet und testet ob einem der spätere Beruf liegt. Wenn man den Haupt- oder Realschulabschluss geschafft hat folgt die Ausbildung, oder nach bestandenem Abitur ein Studium. Aber auch soziale Kontakte sind wichtig. Es ist verständlich das Eltern ein Auge auf den Freundeskreis des Kindes werfen, aber sie sollten das Kind selbst entscheiden lassen mit wem sie sich treffen und ihre Zeit verbringen möchten.

Ebenfalls finde ich sollte man einen Beruf lernen denn man selber möchte und nicht das die Eltern ihn aussuchen. Zur Unabhängigkeit gehört, aber auch Geld, Mobilität und Selbstständigkeit. Die meisten Jugendlichen bekommen entweder Taschengeld oder gehen neben der Schule arbeiten, aber spätestens mit Beginn der Ausbildung erhalten sie ihr erstes eigenes Geld. Am Anfang gibt man sein Geld für unnötige Dinge aus, erst mit der Zeit bekommt man einen Blick dafür, wenn man spart bzw. sein Geld einteilt das man zum Einen mehr davon hat und zum Anderen auch mal größere Dinge kaufen kann.

Generell finde ich auch wenn die Eltern das Geld haben sollte man die Kinder nicht mit Marken oder generell Konsum verwöhnen, aber das ist ein anderes Thema. Um sich frei entfalten zu können benötigt man neben Geld auch Selbstständigkeit und Mobilität. Die meisten machen einen Rollerführerschein oder spätestens mit 17/18 den Autofrüherschein um mobil zu werden. Selbstständigkeit fängt damit an das man sich nicht zu 100 % auf die Eltern verlässt. Das man z. B. sich selbst Kleidung aussucht, sich kleine Mahlzeiten kocht ect.

Die ersten Jahre meines Lebens verbrachte ich mit meinen Eltern auf dem Dorf und ging zur Grundschule im nächsten Ort, hierfür gab es einen „Dorfbus“ der die Stadtteile miteinander verknüpfte, spätestens mit dem Beginn der weiterführenden Schule war ich an die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel gewöhnt. Aufgrund Mobbing wechselte ich auf eine Sonderschule für Körperbehinderte und wurde hierbei täglich von einem Fahrdienst abgeholt dennoch war ich in der Lage mich innerhalb der Stadt zu bewegen. Als ich mit 15 meinen ersten Langstock und ein Mobilitäts- und Orientierungstraining erhielt öffnete das viele neue Türen für mich.

Ab jetzt war ich ohne andere in der Lage mich vom Fleck zu bewegen obwohl ich Hindernisse und die Umgebung im Dunkeln nicht sehe. Mein erstes Taschengeld bekam ich von meinem Vater, auch wenn wir sparsam erzogen wurden ist es ein tolles Gefühl eignes Geld zu haben. Als ich die Ausbildung begann und meine Ausbildungsvergütung bekam konnte man sich größere Dinge leisten. Der größte Schritt in meinen 26 Jahren war definitiv der Auszug. Ich habe vor dem Bezug meiner ersten eigenen Wohnung am Lebenspraktischen Fertigkeitentraining (LPF) teilgenommen und habe am 29.04.2011 meine Wohnung bezogen.

Dinge wie Kochen, Einkaufen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen, Geld abheben ist für mich heute Alltag und selbstverständlich. Ich werde nie vergessen als Sally und ich unsere ehemalige Schule besuchten und unsere Klassenlehrerin uns fragte wie wir den hier her gekommen seien und wir antworteten „Mit dem Bus“, sie bekam ganz große Augen denn immerhin liegt die Schule gut 35km von unserem Heimatort entfernt. Es gibt etliche Schüler für die es unvorstellbar ist sich ohne ihre Eltern fortzubewegen und für uns beide war es eben selbstverständlich uns mit den Öffentlichen von a nach b zu bewegen.

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#104. Ängste http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/01/10/104-aengste/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2016/01/10/104-aengste/#respond Sun, 10 Jan 2016 17:12:02 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1235 [...]]]> Karosdiary hat mit ihrem Eintrag über Verlustängste und ihrer sozialen Phobie schon gut vorgelegen. Ich hatte bereits in einem vergangenen Thema meine Ängste angesprochen. Vor ab, Ängste sind natürlich und sollen uns vor Gefahren warnen, doch es gibt Menschen die entwickeln aus unterschiedlichen Gründen Ängste, die keine Ängste sind. Die wohl bekanntesten hier bei sind: Angst vor Tieren aller Art, Flugangst, Höhenangst, aber auch die Angst vor großen Plätzen sowie das zwanghafte Klauen sind einigen bekannt.

Von klein auf habe ich Angst im Wasser. Ich denke das hängt zum großen Teil damit zusammen, weil ich im Kleinkindalter fast ertrunken wäre. Im Schwimmunterricht der Grundschule war es für mich ein großer Erfolg ohne festhalten ein 25m Becken zu durchqueren, dafür haben meine Lehrer mir sogar eine Urkunde gebastelt. Auch wenn ich schon 26 bin möchte ich in diesem Leben noch mein Seepferdchen machen.

Neben dieser Wasserangst wäre da noch die Angst im Dunkeln, diese Angst zeigte sich schon im Alter von wenigen Monaten. Damals hatte ich Angst/Panik und Schreianfälle, weil meine Eltern nicht wussten was mit mir los war. Heute weiß ich das ich von Geburt an nachtblind bin. Dies bedeutet das ich in der Dämmerung und Dunnkelheit außer Lichtqullen nichts sehe. Wenn z. B. ein Auto unter einer Laterne steht dann kann ich die Umrisse dieses besagten Autos erkennen. Mit 14/15 hab ich dann meinen ersten Langstock erhalten und konnte mich von da an auch in der Dunkelheit selbstständig von a nach b bewegen, das hat viele neue Türen geöffnet.

Mit den Jahren hat diese Angst leider zugenommen. Auf der einen Seite geh ich heut ungern im Dunkeln raus, auf der anderen Seite denk ich mir „Willst du dich bis zum Frühling einsperren?“, „Nein“, also hab ich versucht einen Kompromiss zu finden. Die beiden größten Ängste in meinem Leben sind, aber zum einen die Agrographobie (Angst vor großen und offenen freien Flächen) und die Akrophobie (Höhenangst). Große freie Flächen können alles bedeuten, Felder, der Strand, (Haupt)-Straßen, Veranstaltungsflächen usw. Mein größtes Hindernis sind definitiv Straßen, am schlimmsten sind vierspurige mit Verkehrsinseln.

Es gab bereits einige Momente in denen ich aus Fluchtinstinkt über eine rote Ampel gehüpft bin. Meine erste Wohnung lag ÖPNVmäßig super zentral nur leider befand sich die Hin- und Rückhaltestellen an einer vierspurigen Hauptstraße, was dazu führte das der Bus ein paar Mal an mir vorbei fuhr, weil ich 20cm entfernt an einer Hausecke stand (diese gab mir etwas Halt). Meine letzte Wohnung konnte ich mit zwei Linien erreichen, jedoch befand sich die andere Route an einer Hauptstraße, auf der anderen Seite von mir befanden sich nur Sträucher und Büsche, dies endete etliche Mal in tierischen Panikattacken weswegen ich immer versuchte die andere Linie zu benutzen. Wenn dies nicht möglich war musste ich bei meiner Mutter aussteigen und diese fuhr mich dann die restlichen 400m nach Hause.

Vor zwei Jahren war ich mit meiner Betreuerin und einer anderen Klientin in der Waldbühne. Das Stück war toll, doch musste ich die ganze Zeit auf eine offene, große Fläche gucken und da ich kein Spielverderber sein wollte hab ich die ganzen zweieinhalb Stunden trotz Panikattacken irgendwie überstanden, doch danach war ich nie wieder dort. Die wohl größte Einschränkung in meinem Alltag ist die Akrophobie (Höhenangst). Angefangen hat alles im Sommer 2006 als ich die Körperbehindertenschule (Die Käseglocke) verlassen habe, diese Schule war mein bis dahin größter Halt, mein zweites zu Hause.

Wir hatten im Berufskolleg Einführungstage und als wir im ersten Stock waren bemerkte ich ein leichtes Unwohlsein. In meinem zweiten Jahr dort kam ich aus diesem besagten Grund etliche Male zu spät zum Unterricht, doch zu diesem Zeitpunkt wusste keiner von meinem Problem. Während der Ausbildung hatte ich in diesem besagten Berufskolleg Berufsschule und es führte dazu das andere sich belästigt gefühlt haben, weil es mir Halt gab wenn andere in meiner Nähe waren. Nach diesem Vorfall musste ich mich meinen Klassenlehrer offenbaren, dieses Gespräch war furchtbar, aber es hat mich weiter gebracht, weil dann bekannt war was mein Problem war.

Leider hat sich diese Angststörung inzwischen so weit fortgeschritten das ich bereits neun Monate bei meiner Mutter auf dem Sofa gewohnt habe, weil ich es in meiner eigenen Wohnung nicht ausgehalten habe. Der aktuelle Stand ist das ich mich nur im Erdgeschoss bewegen kann, bei jedem Arztbesuch, bei jedem neuen Sachbearbeiter in einer Behörde muss ich meine halbe Geschichte erzählen um Verständnis und eine Alternative bitten. Erst vor einigen Monaten hatte ich eine Untersuchung im Gesundheitsamt, den Sachbearbeiterin war meine Störung bekannt und trotzdem wollte man keine Rücksicht darauf nehmen.

Manche sagen „Nehm doch den Aufzug dann bekommst du das gar nicht mit“, doch leider ist das nicht so einfach. Wenn ich weiß dass ich mein sicheres Erdgeschoss verlassen muss dreht mein Körper durch. Andere Betroffene mit Angststörungen denken dabei z. B. das sie sterben, doch solche Gedanken habe ich nicht. Mein Alltag hat viel mit Verständnis und Kompromissen zutun.

 Auch wenn ich bereits seit 12 Jahren mit meiner Sehbehinderung lebe habe ich dennoch große Angst vor dem Tag X. im Oktober 2010 als ich erfuhr das ich nun als gesetzlich blind gelte gab es einige Tage an denen ich dachte „Schau dir dies und das noch mal genau an, bald kannst du es nicht mehr sehen“. Natürlich passt man sich jeder Veränderung neu an, aber diese Angst bleibt immer im Hinterkopf. Genauso wie die Tatsache das ich aufgrund meiner Angststörung und der Blindheit seit vier Jahren arbeitslos bin und Angst/Sorge habe nie wieder beruflich Fuß zu fassen.

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#22. Leben um zu arbeiten, arbeiten um zu leben http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2015/12/31/22-leben-um-zu-arbeiten-arbeiten-um-zu-leben/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2015/12/31/22-leben-um-zu-arbeiten-arbeiten-um-zu-leben/#respond Thu, 31 Dec 2015 00:25:12 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1224 [...]]]> Dieses Mal zog der Zufallsgenerator ein recht interessantes Thema für den Blogideekasten. Wer auch immer es vorgelegt hat, der natürliche Weg eines jeden Menschen ist die Geburt, die Kindergarten- und Grundschulzeit, der Wechsel auf die weiterführende Schule, das bestehen des Hauptschul-, Realschulabschlusses oder sogar dem Abitur, dem selbstständig werden und den damit verbundenen Auszug aus dem Elternhaus, eine Ausbildung/ein Studium zu bestreiten.

Neben der Selbstständigkeit und der Karriere darf auch eine Beziehung mit Nachwuchs und Heirat nicht fehlen, doch was wenn man von der Norm abweicht? Was ist mit all denen Menschen die durch dieses Raster fallen? Bereits in jungen Jahren wusste ich schon dass ich im kaufmännischen Bereich arbeiten möchte und habe meine schulische Laufbahn darauf ausgelegt. Habe früh angefangen mich für den Computer, das 10-Finger-Tast-System und natürlich die gängigen Office Anwendungen zu interessieren.

Nach dem ich 2006 meinen Sonderschulabschluss erworben habe, habe ich zwei Jahre Berufsorientierung im Bereich Wirtschaft und Verwaltung dran gehängt und meinen Hauptschulabschluss erworben. Danach wollte ich raus aus Sonder- und Förderschulen und besuchte ein halbes Jahr die Abendschule. Danach folgten acht Monate Arbeitslosigkeit und der Kampf gegen die Behörden. Ich wollte eine Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt durch laufen und erkundigte mich beim Arbeitsamt nach Ansprechpartnern und Möglichkeiten, doch anstatt mich zu unterstützten warf man mir nur Steine in den Weg.

Angefangen von der Tatsache das ich einen Fragebogen ausfüllen und den roten Pfeilen auf dem Fußboden folgen sollte, obwohl ich als blind gekennzeichnet die Agentur für Arbeit betrat, gefolgt von Klischees a la „Lernbehindertenschüler schaffen keine Ausbildung“, über Eignungstest und Arbeitserprobung bis ich im September 2009 meine Ausbildung im Berufsbildungswerk für blinde und sehbehinderte begann. Nicht nur das ich in dieser Einrichtung „gelandet“ war, hinzu kam noch die Tatsache das die Test ergeben hatten das ich für die Ausbildung zur Bürokauffrau nicht geeignet war und man mir deswegen eine Ausbildung zur Bürokraft anbot.

Die erste Zeit war sehr sehr hart, doch irgendwann war ich froh mit meinen Voraussetzungen überhaupt eine Ausbildung bekommen zu haben.

Das ich aus unerklärlichen Gründen eine Angststörung entwickelte die sich so weit fortschritt das ich im März 2012 die Ausbildung abbrechen musste ist vielleicht ein Stück weit Schicksal. In den vergangenen drei Jahren bin ich von a nach b und noch weiter gelaufen.

Der Integrationsfachdienst war der Meinung der kaufmännische Bereich sei der falsche, das Berufsförderungswerk nimmt keine blinden und Kolping bietet seine Ausbildungen (angeblich) nur für geistig behinderte Menschen an. Ein Berufskolleg mit dem Leitbild der katholischen Kirche hätte mich gerne aufgenommen, doch es gab rechtliche Probleme aufgrund meiner Sehbehinderung. Es geht mir nicht einmal um das Geld sondern nur um die Beschäftigung. Viele Arbeitslose greifen auf Ehrenämter zurück. Seit 2012 pflege ich den Online-Terminkalender meiner Kirchengemeinde, diese Tätigkeit findet, aber nur alle drei Monate statt.

Die meisten Ehrenämter finden in Altenheimen statt was mit meiner Seheinschränkung eher schwierig ist. Was bleibt also? Weiter Harzen, weiter Stellen suchen und Bewerbungen schreiben.

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#79. Vorurteile http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2015/12/15/79-vorurteile/ http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/2015/12/15/79-vorurteile/#respond Tue, 15 Dec 2015 09:31:39 +0000 http://www.blindfisch.leben-mit-bbs.de/?p=1205 [...]]]> Heute bin ich mal die jenige die einen Beitrag zum Blogideekasten nachreicht. Vorurteile bezeichnet man damit das man sich über etwas eine Meinung bildet die aus hören sagen oder lesen besteht, man urteilt bevor man die Sache, den Menschen genauer kennt oder hinter fragt. Wenn ich unterwegs bin werde ich sehr oft gefragt ob ich denn alleine wohnen würde und wenn ich dann erzähle das ich nicht nur alleine wohne sondern auch kochen und putzen kann, bekommen die Leute immer große Augen. Das hartnäckige Vorurteil egal bei welcher Behinderung ist und bleibt nun mal das Menschen mit Behinderung nicht alleine zurechtkommen, dumm sind oder einen gesetzlichen Betreuer brauchen/haben.

Früher wurden Menschen mit Behinderung entweder vergast oder, aber versteckt. Ich finde es ebenfalls traurig das es heut zu tage immer noch Menschen gibt, die der Meinung sind das wenn Eltern ihre behinderten Kinder in einer Wohngruppe unterbringen, sie „abschieben“, doch hat mal jemand darüber nach gedacht was dahinter steckt? Es ist oft ein 24 Stunden Job ein Kind mit Behinderung zu pflegen, zu versorgen, zu beschäftigen und nicht zu vergessen der gesamte Papierkram. Wenn es dann noch gesunde oder weitere Kinder mit Behinderung gibt erreicht man irgendwann seine Grenzen.

Meine Mutter hat meinen Bruder jahrelang gepflegt und zuletzt haben wir Geschwister mit angepackt, doch habt ihr mal versucht einen 1,80m großen Vollspastiker zu bewegen? Wir haben eine gute Einrichtung für ihn gefunden, stehen mit den Mitarbeitern im Kontakt und obwohl sie eine Vollmacht haben gibt es dann doch noch Dinge die meine Mutter als gesetzliche Betreuerin entscheiden muss. Ich bin sehr erfreut darüber als ich hörte das die Krampfanfälle weniger geworden sind und die Medikamente runter dosiert werden denn zuletzt musste ihm als Folge der Krampfanfälle eine Magensonde gelegt werden.

Er kann zwar noch selbstständig essen und trinken, doch zum einen hat er Probleme mit dem Schlucken und zum Anderen, weil das Gehirn geschädigt ist dauert die Nahrungsaufnahme unglaublich lange.

Zwei weitere sehr hartnäckige Vorurteile sind: Adipöse/übergewichtige Menschen essen „einfach“ zu viel und sind faul. Dabei kann hinter einem Übergewicht so unglaublich viel stecken. Ein anderes ist das psychisch kranke Menschen sich doch nur zusammen reißen müssen, alles im Leben erreicht haben und gar nicht traurig sein müssen und zu faul zum Arbeiten sind.

Jeder macht sich in gewissen Lebenslagen Vorurteile doch man sollte bevor man urteilt und sie ausspricht gewisse Dinge hinter fragen oder genauer hin schauen.

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