#129. Wege

Die ersten Schritte auf unseren Wegen machen wir mit 12-14 Monaten, gefolgt von der ersten Trennung der Eltern in der Krippe/dem Kindergarten bis der Eintritt in die Schule folgt. Nach der Grundschule folgt die weiterführende Schule die mit dem Abschluss des Haupt-, Realschulabschluss oder dem Abitur endet. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss folgt das Studium, eine Ausbildung oder eine Auszeit in Form eines FSJ, Workandtravel oder, aber einem Aupairjahr.

Die meisten Kinder verlassen aufgrund der Entfernung mit 18-20 das Elternhaus und gehe dann ihre eigenen Wege, doch was geschieht wenn man von diesem Weg abweicht? Diesen Zustand nannte die liebe Jaderegen, den gesellschaftlichen Hauptweg. Jeder von uns macht einen Schritt von diesem Weg auf seinen eigenen, manche kehren auf den Hauptweg zurück, doch was ist mit Menschen die diesem Weg nicht folgen können?

Ich habe als integratives Kind zusammen mit einem Kind das Downsyndrom hatte die Dorfgrundschule besucht. Nach diesen vier Jahren gab es die Empfehlung zur Haupt- oder Gesamtschule. Aufgrund des schlechten Rufes der Hauptschule fiel die Wahl auf die Gesamtschule. Die ersten Wochen lief es dort auch gut bis das massive Mobbing begann und meinen Freunden Gewalt angedroht wurde. Nach einer langen Suche und vielen Steinen durch das Lehrpersonal und dem Schulamt wechselte ich 2001 dann die Schule.

Meiner Mutter und mir war bewusst das der Besuch einer Körperbehindertenschule mich unterfordern wird, doch es war die beste Zeit meines Lebens. Diese sogenannte Käseglocke war so unfassbar viel Wert. Neben dem Lehrplan für Lernbehinderte gab es auch viele lebenspraktische Projekte. Angefangen von einem selbst geschrieben, komponierten Rap-Song inklusive eigenem Video, über das Kochen für 20 Personen und schulinterne Veranstaltungen bis hin zur Planung der Abschlussfahrt auf einen Zeltplatz inklusive Selbstversorgung.

Da ich von klein auf einen kaufmännischen Beruf erlangen wollte, hing ich zwei Jahre Berufsorientierung und ein Berufsgrundschuljahr hinten dran und erwarb meinen Hauptschulabschluss nach Klasse 10. Danach wollte ich eine Ausbildung beginnen doch leider lag mir die Agentur für Arbeit aufgrund meiner schulischen Vorbildung große Steine in den Weg, doch nach zwei Jahren kämpfen hatte ich auch diese überwunden. Die Ausbildung zur Bürokraft war nicht mein Traum, aber es war eine Chance, diese hab ich bis zum letzten Tag genutzt.

Nach dem ich die Körperbehindertenschule verlassen hatte entwickelte ich über die Jahre eine Angststörung weswegen ich die Ausbildung abbrechen musste. Und was kam dann? Der Fall durch sämtliche  Facetten des sogenannte Sozial- und Hilfesystem. Angefangen dabei das der Arbeitsvermittler bei jedem Termin bei mir Panikattacken auslöste und daran seinen Spaß hatte, über die Tatsache dass das Arbeitsamt nicht tätig wurde, weil sie der Meinung waren ich müsste erstmal Therapie machen, bis hin zu dem Feststellungsverfahren über meine Erwerbstätigkeit mit dem Ergebnis das ich zwar arbeiten kann, aber das JobCenter mich ausbremst und mir zur Auflage macht erst einmal gesundheitlich stabiler zu werden.

Trotz aller dieser Hindernisse wollte auch ich auf eigenen Beinen stehen deswegen hab ich von 2010/2011 am LPF Training im Rahmen meiner Ausbildung teilgenommen. Aufgrund der Bewilligung und der Nachzahlung vom Blindengeld konnte ich damals wichtige Gegenstände für die erste eigene Wohnung besorgen und bin am 29.04.2011 in meine eigenen Wohnung gezogen. So gesehen habe ich eigentlich alle Schritte erreicht die man sich wünschen kann doch es kehrt nicht dieses Gefühl von „Ich bin angekommen und steh auf eigenen Füßen“ ein.

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