Schl\u00fcsselmomente sind f\u00fcr viele ein Ausl\u00f6ser zu Ver\u00e4nderungen. Nach Unf\u00e4llen, schwerer Krankheit wie z. B. Schlaganfall oder Krebs, Trennung nach einer langen Beziehung oder der Auszug der eigenen Kinder.<\/p>\n
Als die \u00c4rzte damals meinen Eltern die Diagnose mitteilten konnten sie nicht sagen wie ich mich entwickeln werde, aber sie haben ihnen keine gro\u00dfen Hoffnungen gemacht, doch sowohl meine Mutter als auch ich gaben nicht auf.<\/p>\n
Ich habe mit sechs Jahren Fahrrad fahren gelernt ohne St\u00fctzr\u00e4der, habe schreiben und lesen gelernt, hatte schon fr\u00fch Interesse an B\u00fccher und habe den B\u00fccherbus geliebt, trotz panischen Angst vor Wasser ein Schwimmbecken durchquert. Meine zehnj\u00e4hrige Schulpflicht mit einem Abschluss f\u00fcr Lernbehinderte absolviert, einen Hauptschulabschluss nach Klasse 10 erworben und eine dreij\u00e4hrige kaufm\u00e4nnische Ausbildung durchlaufen. Trotz der Tatsache das ich nur noch f\u00fcnf Prozent sehe habe ich meine eigene Wohnung und schaffe die allt\u00e4glichen Dinge wie Einkauf, Kochen, W\u00e4sche waschen, Papierkram usw. und versorge zus\u00e4tzlich noch einen Hamster.<\/p>\n
Im Herbst 2010 hatten wir eine Testzwischenpr\u00fcfung mit den Kaufleuten zusammen geschrieben bis mich meine Ausbilderin und der Ausbildungsleiter ins B\u00fcro baten, ich war ein paar Tage zuvor bei einer Hilfsmittelberatung gewesen, wo auch ein Sehtest gemacht wurde. An diesem besagten Tag wurde mir mitgeteilt dass sich meine Augen rapide verschlechtert haben. Ich hatte in diesem Jahr zwei schwere Sch\u00fcbe gehabt, die dazu f\u00fchrten das ich rund zehn Prozent meiner Sehf\u00e4higkeit verloren habe, diese Tatsache an sich ist schon heftig genug, doch leider hatten die beiden oben genannten Personen wenig bis kaum Einf\u00fchlungsverm\u00f6gen, es zog mir den Boden unter den F\u00fc\u00dfen weg.<\/p>\n
Seit 2004 lebe ich mit der Krankheit und wei\u00df dass ich irgendwann erblinden werde, aber wenn man die Ver\u00e4nderungen nicht bemerkt und es dann einen so kalt erwischt ist es jedes Mal heftig. Bin heute bin ich sehr froh dass es Menschen gab die mich aufgefangen und Halt gegeben haben, von diesem Moment an galt ich als blind, seit 2011 ist das nun auch schriftlich und ich bekomme Blindengeld. Danach nahm ich am Training der lebenspraktischen Fertigkeiten (LPF) teil und rund drei Monate sp\u00e4ter zog ich von zu Hause aus. Zum einen war das schon l\u00e4nger ein gro\u00dfer Wunsch von mir und zum Anderen war es gef\u00fchlt der richtige Zeitpunkt.<\/p>\n
Nach dem ich sehr lange f\u00fcr den Ausbildungsplatz im Berufsbildungswerk (BBW) Soest k\u00e4mpfen musste war es ein gro\u00dfer und schmerzhafter Schritt als ich im M\u00e4rz 2012 beschloss, kurz vor der Abschlusspr\u00fcfung die Ausbildung vorzeitig zu beenden. Bereits sechs Monate vorher hatte ich den Gedanken abzubrechen habe mich dann, aber noch sechs weitere Monate mitziehen lassen. Dennoch bin ich sehr dankbar dass ich im Februar 2012 an der Bewerberfahrt ins Kloster nach Meschede teilnehmen konnte und durfte.<\/p>\n
Ich kann verstehen das es f\u00fcr Eltern nicht leicht ist solch eine Entscheidung mit zu tragen, meine Mutter jedoch hat mir gesagt \u201eEgal, wie du dich entscheidest, ich akzeptiere es und stehe hinter dir\u201c, doch mein Vater hat die Flinte ins Korn geworfen, in einer Zeit in der ich ihn am meisten h\u00e4tte gebrauchen k\u00f6nnen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"