Verluste kann man auf viele unterschiedliche Art und Weise erleben. Mein erster Verlust und gleichzeitig der erste Kontakt mit dem Tod waren Tiere. Wir hatten zum einen Wildkaninchen und sp\u00e4ter Zwergkaninchen, diese lebten in ihrem Stall und Auslaufgehege im Garten, wir Kinder haben uns die Tiere gew\u00fcnscht, aber wie das in vielen Familien ist verlor man das Interesse daran. Sehr lange hatte ich mir einen Hamster gew\u00fcnscht, diesen Wunsch habe ich mir erf\u00fchlt als ich 2011 in meine eigene Wohnung zog. Ich wusste dass diese kleinen Tierchen \u201enur\u201c zwei Jahre alt werden, aber dennoch war es hart.<\/p>\n
Mein erster Teddyhamster musste ich aufgrund eines doppelseitigen Tumors zwei Wochen vor ihrem 2. Geburtstag einschl\u00e4fern lassen, sie war auch eher der Typ \u201eSchlaftablette\u201c. Sie schlief lieber in ihrem H\u00e4uschen als sich sportlich zu bet\u00e4tigen und auch wenn man den K\u00e4fig \u00f6ffnete kam sie eher selten hervor. Aus guten Gr\u00fcnden wollte ich kein Tier in der Zoohandlung kaufen und lie\u00df mich dann doch \u00fcberreden, jedoch lebte dieses Hamsterweibchen nur zwei Monate. Der dritte Hamster war ein M\u00e4nnchen und wieder von einer Privatperson, dieser kleine Mann war eine kleine Sportskanone und sehr anh\u00e4nglich und kuschelbed\u00fcrftig, er kam jedes Mal wenn das Terarium auf ging, stubsen und suchte den K\u00f6rperkontakt, nach rund eineinhalb Jahren lag er eines Tages neben dem Futter.<\/p>\n
Nach diesen beiden raschen Todesf\u00e4llen hatte ich gro\u00dfe Zweifel ob ich mir ein weiteres Tier anschaffen sollte. Nach rund drei Monaten entschied ich mich dann doch f\u00fcr ein neues, weiteres Tierchen, dies Mal wurde es ein Goldhamsterm\u00e4dchen. Dieses macht mir sehr viel Freude, aber es gibt auch einige Abende\/N\u00e4chte in denen sie mich aggressiv macht, wenn sie zum x-ten Mal versucht an den W\u00e4nden hoch zu klettern. Sicherlich kann man ein Tier mit einem Menschen nicht vergleichen, aber dennoch waren es Wesen die mir sehr nah standen.<\/p>\n
Bedauerlicherweise habe ich auch Bekanntschaft mit dem Tod von Menschen gemacht. Im Juli 2010 sa\u00df ich an einem Samstagmorgen in meiner Ausbildungsst\u00e4tte und bereitete den Tag der offenen T\u00fcr vor als meine Mutter mich anrief um mir mitzuteilen dass ihre Mutter, meine Oma gestorben war. Sie lebte bereits zwei Jahre in einer Demenz-WG und hat keinen mehr erkannt, weswegen ich die letzten zwei Jahre auch nur einmal bei ihr war, ich wollte sie Erinnerung behalten wie sie vorher war. Vor dieser Demenz-WG hat sie in einer Hausgemeinschaft f\u00fcr Senioren gelebt, doch als die Demenz schlimmer wurde konnte man sie nicht mehr alleine lassen und sie zog in die Demenz-WG.<\/p>\n
Es klingt vielleicht komisch, aber die Beerdigung fand ich wirklich sch\u00f6n. Die Trauerrede des Pfarrers und der Sarg stand in der Mitte geschm\u00fcckt mit Blumen, die Beisetzung selbst war nat\u00fcrlich sehr traurig, daf\u00fcr konnten wir bei dem \u201eLeichenschmaus\u201c an sie erinnern und zum Teil sogar lachen. Vier Jahre und 22 Tage sp\u00e4ter verstarb sehr pl\u00f6tzlich auch die Mutter meines Vaters, bedauerlicherweise zwei Tage vor dem 19. Geburtstag meiner Schwester. Ich bekam an diesem Donnerstagmorgen eine Nachricht von der Ex-Freundin meines Onkels mit der Frage ob ich die Telefonnummer meines Vaters h\u00e4tte, damit konnte ich leider nicht helfen, aber sie teilte mir in diesem Gespr\u00e4ch mit das meine Oma verstorben war.<\/p>\n
Bei der Beisetzung war ich nicht dabei \u2013 aus Selbstschutz. Ich wollte meiner Schwester bei stehen (die bei der anderen Beisetzung nicht dabei war), doch sie meinte das es okay sei wenn ich nicht mit komme und hat stattdessen ihre Freundin mitgenommen. Die Gr\u00fcnde waren vielf\u00e4ltig. Zum einen w\u00e4re da die Tatsache das ich meinen Vater seit rund drei Jahren nicht mehr gesehen habe, er sehr wechselseitig ist und ich nicht wusste wie er reagiert wenn wir auf einander treffen, der zweite und dritte Grund h\u00e4ngen zusammen. Meine Oma v\u00e4terlicher Seite wohnte in einem Nachbarort und von hier h\u00e4tte ich alleine nicht fl\u00fcchten k\u00f6nnen, wenn es mir h\u00e4tte zu viel werden k\u00f6nnen und wie bei der Beisetzung meiner Oma g\u00e4be es danach noch Essen, und das Thema Essen im Anwesenheit meines Vaters ist schon mein ganzes Leben heikel, neben diesen drei Punkten gab es noch die Tatsache das ich emotional einfach nicht stabil genug war.<\/p>\n
Ich hatte erst Schuldgef\u00fchle sowohl meiner Schwester gegen\u00fcber, weil ich sie alleine gelassen habe und auch meiner Oma gegen\u00fcber denn wir haben uns Jahre nicht mehr gesehen.<\/p>\n
Neben dem Tod gab es, aber auch noch andere Verluste. Als ich im Sommer 2006 die K\u00f6rperbehindertenschule mit einem guten Lernbehindertenabschluss verlie\u00df begann auf dem Berufskolleg f\u00fcr Blinde und Sehbehinderte, eine komplett neue Welt f\u00fcr mich. Ich hatte zwar nach wie vor Kontakt zu meinen Freunden, aber mit der Zeit wurde der Kontakt immer d\u00fcnner. Ich habe irgendwann nicht mehr eingesehen allen hinterher zu laufen, doch bis heute tut es weh zu wissen das es diese Clique von damals nie mehr geben wird. Wir waren eine gro\u00dfe Gruppe und haben so ziemlich alles miteinander geteilt, sch\u00f6ne wie nicht so sch\u00f6ne Dinge.<\/p>\n
Aufgrund der Tatsache dass ich nach f\u00fcnf Jahren Regelschule F\u00f6rder- und Sonderschulen besucht habe, hab ich in meiner Stadt keinen Freundeskreis aufbauen k\u00f6nnen und dies ist bis heute geblieben. Ein paar Freunde sind durch das Internet oder au\u00dferschulische Projekte \u201eh\u00e4ngen geblieben\u201c. Sehr schade fand ich, es gab eine Freundin in der Grundschule mit der ich viel Zeit verbracht habe, sie ging nach der Grundschule auf das Gymnasium und ich war erst auf der Gesamtschule und dann eben auf der K\u00f6rperbehindertenschule. Irgendwann brach der Kontakt ab warum genau wei\u00df ich bis heute nicht, aber es freut mich f\u00fcr sie das sie ihren Traum verwirklichen konnte und heute Medizin studiert, ich bin mir sicher sie wird eine tolle \u00c4rztin.<\/p>\n
\u00a0<\/strong>Es war zwar eine bewusste Entscheidung doch den Abbruch der Ausbildung und die damit verbundene Arbeitslosigkeit war f\u00fcr mich ein gro\u00dfer Verlust. Jahrelang hat man auf diese Ausbildung hin gearbeitet, Jahrelang gek\u00e4mpft um diesen Ausbildungsplatz zu bekommen und dann kommt da eine Angstst\u00f6rung daher und macht all diese Pl\u00e4ne kaputt. In den letzten dreieinhalb Jahren gab es Momente in denen ich dar\u00fcber nachdachte ob es eine richtige Entscheidung war, doch dann mache ich mir bewusst das ich mich ein halbes Jahr gequ\u00e4lt habe und es bis zur letzten Minute versucht habe.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"