{"id":1042,"date":"2015-09-20T13:20:45","date_gmt":"2015-09-20T11:20:45","guid":{"rendered":"http:\/\/www.blindfisch.leben-mit-bbs.de\/?p=1042"},"modified":"2015-09-20T13:20:45","modified_gmt":"2015-09-20T11:20:45","slug":"wfbm-und-arbeitssuche","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/www.blindfisch.leben-mit-bbs.de\/2015\/09\/20\/wfbm-und-arbeitssuche\/","title":{"rendered":"WfbM und Arbeitssuche"},"content":{"rendered":"
2008 habe ich \u00fcber Umwege im Rahme des Berufsgrundschuljahres meinen Hauptschulabschluss nach Klasse 10 erworben. Im Januar 2009 nahm ich das erste Mal Kontakt mit der Agentur f\u00fcr Arbeit auf, ich wollte eine Ausbildung auf dem 1. Arbeitsmarkt doch statt Hilfe gab es nur H\u00fcrden. Das Arbeitsamt hat sich erst gar nicht die M\u00fche gemacht mich zu vermitteln, sondern hat mich direkt an das Berufsbildungswerk (BBW) Soest weiter geleitet. Aufgrund der Tatsache dass ich den Gro\u00dfteil meiner Schullaufbahn auf einer Schule f\u00fcr K\u00f6rperbehinderte verbracht habe, hatte ich mit vielen Vorurteilen zu k\u00e4mpfen.<\/p>\n
Es mussten erst ein Eignungstest und eine Arbeitserprobung folgen bis ich eine Chance auf eine Ausbildung bekam. Urspr\u00fcnglich wollte ich eine Ausbildung zur B\u00fcrokauffrau absolvieren doch die Tests h\u00e4tten ergeben dass ich \u201enur\u201c f\u00fcr eine Ausbildung als B\u00fcrokraft geeignet bin. Anfangs war das hart und ich hatte mit der Entscheidung zu k\u00e4mpfen, doch im Laufe der Ausbildung habe ich mitbekommen was von den B\u00fcrokaufleuten abverlangt wird und war froh das ich dort nicht \u201egelandet\u201c war.<\/p>\n
Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste ich die Ausbildung bedauerlicherweise vorzeitig beenden und bin seit dem auf der Suche nach einer neuen Besch\u00e4ftigung, bislang mit wenig Erfolg. Der Arbeitsvermittler hat im ersten Jahr statt mich zu vermitteln nur in den Wunden meiner Probleme gebohrt. Der Fallmanager vom JobCenter hat auch nicht viel getan au\u00dfer mich in eine Ma\u00dfnahme zu vermitteln die mir nichts gebracht hat. Ich konnte an den meisten Inhalten der Ma\u00dfnahme aufgrund meiner Seheinschr\u00e4nkung nicht teilnehmen. Stellen suchen und Bewerbungen schreiben habe ich alleine und zu Hause gemacht, jedoch hab ich den zust\u00e4ndigen Mitarbeitern die Bewerbungen vorgelegt, entweder lagen sie wochenlang auf dem Schreibtisch oder sie wurden einfach nur abgenickt.<\/p>\n
Diese Ma\u00dfnahme hat neun Monate gedauert und hat rund 8.000 Euro gekostet. Durch Zufall bin ich auf eine virtuelle Ausbildung gesto\u00dfen die man von zu Hause aus absolvieren kann, die Agentur f\u00fcr Arbeit hat dies abgelehnt mit der Begr\u00fcndung das die heutigen Arbeitgeber Ausbildungen mit wenig praktischer Erfahrung nicht gerne sehen und, weil man noch nicht einsch\u00e4tzen kann wie Kaufleute f\u00fcr B\u00fcromanagement vermittelt werden, da es den Beruf erst seit August 2014 gibt.<\/p>\n
Bei anderen Institutionen wie z. B. einem handels\u00fcblichen Berufskolleg, einem Berufsf\u00f6rderungswerk oder \u00e4hnlichen Einrichtungen hei\u00dft es entweder das eine Teilnahme aufgrund der Seheinschr\u00e4nkung nicht m\u00f6glich w\u00e4re oder das das Angebot nur f\u00fcr geistig behinderte sei.<\/p>\n
Nach wie vor bin ich auf Jobsuche doch das gro\u00dfe Problem ist das die meisten Firmen heutzutage viel zu hohe Anspr\u00fcche stellen. Angefangen davon dass sie sich junge, dynamische Mitarbeiter am besten mit jahrelanger Berufserfahrung und F\u00fchrerschein w\u00fcnschen, wie sollen junge Leute die aus der Ausbildung kommen Erfahrung sammeln? \u00dcber ein Stellenprofil was in meinen Augen kaum einer erf\u00fcllen kann. Alle m\u00f6chten inklusiv sein doch warum geben die Arbeitgeber Menschen mit Behinderung keine Chance? Ich habe eine Seheinschr\u00e4nkung und gelte gesetzlich schon als blind, aber ich bin mit technischen Hilfsmitteln sehr wohl in der Lage anfallende Aufgaben zu erledigen, verf\u00fcge \u00fcber fundierte MS-Officekenntnisse und kann den PC mit Bildschirmvergr\u00f6\u00dferung und sogenannten Shortcuts bedienen.<\/p>\n
Zu dem Thema Werkstatt f\u00fcr behinderte Menschen kann ich so viel sagen, sie sind sinnvoll, aber man sollte die Zielgruppe ber\u00fccksichtigen. So finde ich es z. B. ung\u00fcnstig das man geistig behinderte und k\u00f6rperbehinderte in eine Werkstatt steckt. In den meisten WfbMs werden Verpackungst\u00e4tigkeiten angeboten oder andere leichte Aufgaben, das mag f\u00fcr gewisse Menschen gut und richtig sein, doch der Gro\u00dfteil der dort arbeitet ist Unterfordert. Ebenfalls finde ich die Bezahlung einen Witz, sie kriegen einen Hungerlohn daf\u00fcr dass sie zum Teil bis zu acht Stunden t\u00e4glich arbeiten, nat\u00fcrlich bekommen sie vom Staat aufstockende Leistungen.<\/p>\n
Ich pers\u00f6nliche bin nicht daf\u00fcr das man die Werkst\u00e4tten abschaffen sollte, man sollte sie vielleicht neu strukturieren und auch \u00fcber den Namen sollte man vielleicht nachdenken. Denn ich pers\u00f6nlich bin absolut gegen eine Werkstatt aus verschiedenen Gr\u00fcnden, warum nennt man es nicht z. B. Arbeitsgelegenheit f\u00fcr Menschen mit Behinderung?<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"