31. Unabhängigkeit

Unabhängigkeit drückt aus das man sich frei entfalten kann und dabei nicht auf andere Lebewesen angewiesen ist. Die erste Unabhängigkeit in unserem Leben erreichen wir mit 12-18 Monaten in dem wir das freie Laufen lernen. Am Ende der vierten Klasse entscheiden die Eltern mit den Lehrern zusammen auf welche weiterführende Schule das Kind geht, hierbei gilt freie Schulwahl zwischen Haupt-, Real- oder Gesamtschule, dem Gymnasium, der Walddorfschule oder wenn das Kind eine Einschränkung hat auf eine Förderschule zu geben.

Ab der 8. Oder 9. Klasse durchläuft jeder ein Schülerbetriebspraktikum von unterschiedlicher Länge, hierbei ist das Ziel das man seine Interessen findet und testet ob einem der spätere Beruf liegt. Wenn man den Haupt- oder Realschulabschluss geschafft hat folgt die Ausbildung, oder nach bestandenem Abitur ein Studium. Aber auch soziale Kontakte sind wichtig. Es ist verständlich das Eltern ein Auge auf den Freundeskreis des Kindes werfen, aber sie sollten das Kind selbst entscheiden lassen mit wem sie sich treffen und ihre Zeit verbringen möchten.

Ebenfalls finde ich sollte man einen Beruf lernen denn man selber möchte und nicht das die Eltern ihn aussuchen. Zur Unabhängigkeit gehört, aber auch Geld, Mobilität und Selbstständigkeit. Die meisten Jugendlichen bekommen entweder Taschengeld oder gehen neben der Schule arbeiten, aber spätestens mit Beginn der Ausbildung erhalten sie ihr erstes eigenes Geld. Am Anfang gibt man sein Geld für unnötige Dinge aus, erst mit der Zeit bekommt man einen Blick dafür, wenn man spart bzw. sein Geld einteilt das man zum Einen mehr davon hat und zum Anderen auch mal größere Dinge kaufen kann.

Generell finde ich auch wenn die Eltern das Geld haben sollte man die Kinder nicht mit Marken oder generell Konsum verwöhnen, aber das ist ein anderes Thema. Um sich frei entfalten zu können benötigt man neben Geld auch Selbstständigkeit und Mobilität. Die meisten machen einen Rollerführerschein oder spätestens mit 17/18 den Autofrüherschein um mobil zu werden. Selbstständigkeit fängt damit an das man sich nicht zu 100 % auf die Eltern verlässt. Das man z. B. sich selbst Kleidung aussucht, sich kleine Mahlzeiten kocht ect.

Die ersten Jahre meines Lebens verbrachte ich mit meinen Eltern auf dem Dorf und ging zur Grundschule im nächsten Ort, hierfür gab es einen „Dorfbus“ der die Stadtteile miteinander verknüpfte, spätestens mit dem Beginn der weiterführenden Schule war ich an die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel gewöhnt. Aufgrund Mobbing wechselte ich auf eine Sonderschule für Körperbehinderte und wurde hierbei täglich von einem Fahrdienst abgeholt dennoch war ich in der Lage mich innerhalb der Stadt zu bewegen. Als ich mit 15 meinen ersten Langstock und ein Mobilitäts- und Orientierungstraining erhielt öffnete das viele neue Türen für mich.

Ab jetzt war ich ohne andere in der Lage mich vom Fleck zu bewegen obwohl ich Hindernisse und die Umgebung im Dunkeln nicht sehe. Mein erstes Taschengeld bekam ich von meinem Vater, auch wenn wir sparsam erzogen wurden ist es ein tolles Gefühl eignes Geld zu haben. Als ich die Ausbildung begann und meine Ausbildungsvergütung bekam konnte man sich größere Dinge leisten. Der größte Schritt in meinen 26 Jahren war definitiv der Auszug. Ich habe vor dem Bezug meiner ersten eigenen Wohnung am Lebenspraktischen Fertigkeitentraining (LPF) teilgenommen und habe am 29.04.2011 meine Wohnung bezogen.

Dinge wie Kochen, Einkaufen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen, Geld abheben ist für mich heute Alltag und selbstverständlich. Ich werde nie vergessen als Sally und ich unsere ehemalige Schule besuchten und unsere Klassenlehrerin uns fragte wie wir den hier her gekommen seien und wir antworteten „Mit dem Bus“, sie bekam ganz große Augen denn immerhin liegt die Schule gut 35km von unserem Heimatort entfernt. Es gibt etliche Schüler für die es unvorstellbar ist sich ohne ihre Eltern fortzubewegen und für uns beide war es eben selbstverständlich uns mit den Öffentlichen von a nach b zu bewegen.

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