WfbM und Arbeitssuche

2008 habe ich über Umwege im Rahme des Berufsgrundschuljahres meinen Hauptschulabschluss nach Klasse 10 erworben. Im Januar 2009 nahm ich das erste Mal Kontakt mit der Agentur für Arbeit auf, ich wollte eine Ausbildung auf dem 1. Arbeitsmarkt doch statt Hilfe gab es nur Hürden. Das Arbeitsamt hat sich erst gar nicht die Mühe gemacht mich zu vermitteln, sondern hat mich direkt an das Berufsbildungswerk (BBW) Soest weiter geleitet. Aufgrund der Tatsache dass ich den Großteil meiner Schullaufbahn auf einer Schule für Körperbehinderte verbracht habe, hatte ich mit vielen Vorurteilen zu kämpfen.

Es mussten erst ein Eignungstest und eine Arbeitserprobung folgen bis ich eine Chance auf eine Ausbildung bekam. Ursprünglich wollte ich eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolvieren doch die Tests hätten ergeben dass ich „nur“ für eine Ausbildung als Bürokraft geeignet bin. Anfangs war das hart und ich hatte mit der Entscheidung zu kämpfen, doch im Laufe der Ausbildung habe ich mitbekommen was von den Bürokaufleuten abverlangt wird und war froh das ich dort nicht „gelandet“ war.

Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste ich die Ausbildung bedauerlicherweise vorzeitig beenden und bin seit dem auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung, bislang mit wenig Erfolg. Der Arbeitsvermittler hat im ersten Jahr statt mich zu vermitteln nur in den Wunden meiner Probleme gebohrt. Der Fallmanager vom JobCenter hat auch nicht viel getan außer mich in eine Maßnahme zu vermitteln die mir nichts gebracht hat. Ich konnte an den meisten Inhalten der Maßnahme aufgrund meiner Seheinschränkung nicht teilnehmen. Stellen suchen und Bewerbungen schreiben habe ich alleine und zu Hause gemacht, jedoch hab ich den zuständigen Mitarbeitern die Bewerbungen vorgelegt, entweder lagen sie wochenlang auf dem Schreibtisch oder sie wurden einfach nur abgenickt.

Diese Maßnahme hat neun Monate gedauert und hat rund 8.000 Euro gekostet. Durch Zufall bin ich auf eine virtuelle Ausbildung gestoßen die man von zu Hause aus absolvieren kann, die Agentur für Arbeit hat dies abgelehnt mit der Begründung das die heutigen Arbeitgeber Ausbildungen mit wenig praktischer Erfahrung nicht gerne sehen und, weil man noch nicht einschätzen kann wie Kaufleute für Büromanagement vermittelt werden, da es den Beruf erst seit August 2014 gibt.

Bei anderen Institutionen wie z. B. einem handelsüblichen Berufskolleg, einem Berufsförderungswerk oder ähnlichen Einrichtungen heißt es entweder das eine Teilnahme aufgrund der Seheinschränkung nicht möglich wäre oder das das Angebot nur für geistig behinderte sei.

Nach wie vor bin ich auf Jobsuche doch das große Problem ist das die meisten Firmen heutzutage viel zu hohe Ansprüche stellen. Angefangen davon dass sie sich junge, dynamische Mitarbeiter am besten mit jahrelanger Berufserfahrung und Führerschein wünschen, wie sollen junge Leute die aus der Ausbildung kommen Erfahrung sammeln? Über ein Stellenprofil was in meinen Augen kaum einer erfüllen kann. Alle möchten inklusiv sein doch warum geben die Arbeitgeber Menschen mit Behinderung keine Chance? Ich habe eine Seheinschränkung und gelte gesetzlich schon als blind, aber ich bin mit technischen Hilfsmitteln sehr wohl in der Lage anfallende Aufgaben zu erledigen, verfüge über fundierte MS-Officekenntnisse und kann den PC mit Bildschirmvergrößerung und sogenannten Shortcuts bedienen.

Zu dem Thema Werkstatt für behinderte Menschen kann ich so viel sagen, sie sind sinnvoll, aber man sollte die Zielgruppe berücksichtigen. So finde ich es z. B. ungünstig das man geistig behinderte und körperbehinderte in eine Werkstatt steckt. In den meisten WfbMs werden Verpackungstätigkeiten angeboten oder andere leichte Aufgaben, das mag für gewisse Menschen gut und richtig sein, doch der Großteil der dort arbeitet ist Unterfordert. Ebenfalls finde ich die Bezahlung einen Witz, sie kriegen einen Hungerlohn dafür dass sie zum Teil bis zu acht Stunden täglich arbeiten, natürlich bekommen sie vom Staat aufstockende Leistungen.

Ich persönliche bin nicht dafür das man die Werkstätten abschaffen sollte, man sollte sie vielleicht neu strukturieren und auch über den Namen sollte man vielleicht nachdenken. Denn ich persönlich bin absolut gegen eine Werkstatt aus verschiedenen Gründen, warum nennt man es nicht z. B. Arbeitsgelegenheit für Menschen mit Behinderung?

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